Die Darmstädter Jury „Buch des Monats“, eine Vereinigung von Kritikern und Literaten, die im Jahr 1952 ins Leben gerufen wurde und nun auf zweiundsiebzig Jahre erfolgreicher Tätigkeit zurückblicken kann, hat das schöne Privileg, jeden Monat ein besonderes literarisches Werk ins Licht der öffentlichen Aufmerksamkeit rücken zu dürfen. Alle zwei Jahre wird eines von ihnen noch einmal herausgehoben und mit dem „Literaturpreis der Darmstädter Jury“ bedacht.
In diesem Jahr erhält die 1954 geborene Cécile Wajsbrot den Preis für ihren Roman „Nevermore“, Buch des Monats im April 2022. Der Roman erzählt von einer Übersetzerin, die nach Dresden geht, um dort Virginia Woolfs Roman „To the Lighthouse“ ins Französische zu übertragen. Sie befragt den Text Woolfs auf das Spektrum seiner Bedeutungsmöglichkeiten hin, und wendet das Gefundene dort assoziativ auf ihre eigene Welt an, die Reisereminiszenzen, den Aufenthalt in Dresden, die Folgen der Katastrophe von Tschernobyl und die tiefe Trauer um eine Freundin mit derselben Sorgfalt beschreibt. Was war, lebt fort, nichts ist vergangen, und so erwächst aus dem Bericht einer Übersetzungsarbeit ein eigener großartiger Roman von bestürzend geisterhafter Schönheit. Die Laudatio hält die vielfach ausgezeichnete Autorin und Übersetzerin Anne Weber.

Preisträger:

2024 – Cécile Wajsbrot
für „Nevermore“
Wallstein Verlag, 2021

Preisverleihung am 22. Mai 2024
Literaturhaus Darmstadt
19.00 Uhr, Einlass 18.30 Uhr

 

2022 – László F. Földényi
für „Lob der Melancholie. Rätselhafte Botschaften“
Verlag Matthes & Seitz Berlin, 2019